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2020-11-18 SEAT, Ratgeber, Oldtimer

Vom SEAT 1500 zum Fullsize-SUV Tarraco: Die Geschichte der SEAT Flagschiffe

In sieben Jahrzehnten passiert viel, vor allem in der von Dynamik und technischem Fortschritt geprägten Automobilbranche. Anlässlich des 70. Geburtstags des spanischen Fahrzeugherstellers werfen wir einen Blick auf die bisherigen Spitzenmodelle: SEAT 1500, SEAT 132, SEAT Exeo und das aktuelle Flaggschiff, den SEAT Tarraco. Diese Reise durch die Zeit vermittelt eindrucksvoll, wie stark sich Antrieb, Ausstattung und die Kundenwünsche über die Jahre entwickelt haben und wo SEAT heute steht.

Vom SEAT 1500 zum Fullsize-SUV Tarraco: Die Geschichte der SEAT Flagschiffe

SEAT 1500: geräumig, bequem, robust und stilvoll

Der Urahn aller SEAT Modelle in der Mittelklasse ist der SEAT 1500. Er hatte ein auffälliges und kantiges Trapezdesign, reichlich Chromverzierungen, diagonale Weißwandreifen und fiel insgesamt großzügiger und dennoch günstiger aus als viele amerikanische Fahrzeuge der damaligen Zeit. Dennoch bot er sämtlichen Luxus, den man sich von einem Auto erträumen konnte. Die Medien beschrieben das Fahrzeug seinerzeit als „Chauffeur-Auto“, das auch den Ansprüchen von Politikern, Konzernchefs und Wohlhabenden gerecht werde. Aber auch für große Familien war der SEAT 1500 ideal, schließlich war er ein 6-Sitzer (vorne konnten drei Personen sitzen) – und damals gerne mit noch mehr Passagieren besetzt. Kein Wunder, dass das geräumige, komfortable und mit einem großen Kofferraum ausgestattete Modell besonders bei Taxifahrern und anderen Fahrservices sehr gefragt war.

Sein zuverlässiger 1,5-Liter-Motor mit oben liegenden Ventilen war zugleich Namensgeber des Modells und lieferte 72 PS bei 5.200 U/min, was bei einem Gewicht von 1.200 Kilogramm völlig ausreichte. Die Literleistung von 50 PS wurde damals von der Presse gefeiert. Im Vergleich dazu bietet das aktuelle SEAT Flaggschiff, der SEAT Tarraco, in seiner 1.5-TSI-Version mit 6-Gang-Schaltgetriebe* (Kraftstoffverbrauch Benzin: kombiniert 6,0 l/100 km; CO2-Emissionen: kombiniert 137 g/km; CO2-Effizienzklasse: B) mit Turboaufladung 150 PS bei 5.000 U/min – und damit 100 PS je Liter Hubraum. Auch sein Drehmoment ist doppelt so hoch wie das des SEAT 1500 und liegt bereits bei 1.500 U/min an, während das in seinem Urahn erst bei 3.300 U/min der Fall war. Der SEAT 1500 verfügte über ein 4-Gang-Schaltgetriebe, das bereits mit dem Schalthebel neben der Lenksäule synchronisiert war. Da das Auto bis zu 120 km/h auch mit nur einem seiner zwei Vergaser erreichen konnte, fiel der Verbrauch bei dieser komfortablen Reisegeschwindigkeit moderat aus. Darüber hinaus konnte der SEAT 1500 dank seines 60-Liter-Kraftstofftanks auch mit einer großen Reichweite punkten.

Besondere Aufmerksamkeit erregten die vielen Komfortdetails des SEAT 1500, wie beispielsweise Windabweiser, seitlich verstellbare Sonnenblenden, ein Spiegel in der Sonnenblende des Beifahrers, ein abschließbares Handschuhfach sowie Leseleuchten und Mittelarmlehnen hinten. Es gab auch weitere Merkmale, die heute sofort ins Auge fallen würden, wie die Motoröl-Druckanzeige, die per Fußtaste aktivierbaren Scheibenwischer oder der Kilometerzähler, der optisch an ein Quecksilberthermometer erinnerte.

Die Sicherheit der Insassen lag SEAT schon immer ganz besonders am Herzen. Darum hatte der 1500 an beiden Achsen Scheibenbremsen und einen leistungsstarken Bremskraftverstärker. Von der Fachpresse wurde vor allem die Beleuchtung gepriesen. Ursprünglich hatte das Modell zwei Einzelscheinwerfer, die mit einer gründlichen Überarbeitung 1969 für Doppelscheinwerfer Platz machten. Im selben Jahr bot SEAT das Modell auch erstmals als Diesel an. Der 1,8-Liter-Motor galt als zuverlässig und leistete mit indirekter Einspritzung 46 PS. Wegen des Hubraums wurde diese Version SEAT 1800 Diesel getauft. Beworben wurde das Auto damals mit dem Slogan „Este vehículo le hará millonario en kilómetros“ – übersetzt: „Dieses Fahrzeug wird Sie zu einem Kilometermillionär machen“. Zwei Jahre später, im Jahr 1971, kam der SEAT 2000 Diesel auf den Markt, der aus seinem 2-Liter-Motor 55 PS mobilisierte.

Auch an anderer Stelle erfuhr das Modell stetige Verbesserungen: Die 400-Watt-Lichtmaschine wurde 1967 von einem Drehstromgenerator abgelöst. Gleichzeitig hielten auch erstmals fünf Bolzen statt nur vier das Rad am Fahrzeug. 1968 wurde die Verdichtung des Motors auf neun zu eins geändert und die vormals gusseisernen Auspuffkrümmer durch stählerne ersetzt.

Der SEAT 1500 kam ohne Uhr und Klimaanlage und mit einem Scheibenwischer mit nur zwei Geschwindigkeiten aus. Im Jahr 1972 wurde seine Produktion eingestellt. Ab April 1973 oblag es dann dem SEAT 132, das Erbe als SEAT Flaggschiff anzutreten.

SEAT 1500

SEAT 132: eine diskrete Revolution

Kürzer, leichter, aerodynamischer: Der SEAT 132 bedeutete im Vergleich zum SEAT 1500 einen großen Schritt nach vorne und passte besser zum Zeitgeist. Lag die Höchstgeschwindigkeit des SEAT 1500 noch bei 130 km/h, erreichte der SEAT 132 mit seinem 1,8-Liter-Motor 170 km/h und 160 km/h in seiner 1,6-Liter-Variante. Letztere Motorisierung gab es optional auch mit einer 5-Gang-Schaltung. Beide Motoren waren moderne Benzinaggregate, die – ebenso wie viele Sportwagen in der damaligen Zeit – mit zwei oben liegenden Nockenwellen ausgestattet waren. Diese Anordnung erforderte eine sorgfältige Herstellung und war viel teurer in der Produktion, setzte sich aber – wie von der Fachpresse vorhergesagt – bald überall durch. Beide Motoren verfügten statt Steuerkette zum Antrieb der Ventile über einen Zahnriemen. Der musste zwar alle 40.000 beziehungsweise 50.000 Kilometer ausgetauscht werden, galt jedoch als die bessere Lösung, weil die Motoren so deutlich leiser liefen.

Der SEAT 132 behielt die klassische Architektur mit einem vorne längs eingebauten Motor und Hinterradantrieb bei. An der starren Hinterachse verzichtete SEAT auf einen Panhardstab, da die Hinterradaufhängung des SEAT 132 völlig neu gestaltet wurde, um eine präzisere Lenkung zu ermöglichen. Außerdem waren die Reifen bereits radial aufgebaut, was für Handling und Sicherheit gegenüber dem herkömmlichen Diagonalaufbau einen großen Fortschritt bedeutete.

Der SEAT 132 hatte einen Doppelscheinwerfer und schwarz lackierte Scheibenwischer, um Reflexionen zu verhindern. Er war außerdem mit einem Seitenspiegel und serienmäßigen Kopfstützen vorne ausgestattet. Kopfstützen waren damals übrigens Gegenstand intensiver Debatten darüber, ob sie zum Schlaf verleiten und somit die Sicherheit gefährden würden.

Beim SEAT 132 drehte sich vieles um den Komfort. Die Sitze beispielsweise waren laut den damaligen Medien viel bequemer als die im SEAT 1500: sehr breit und mit einem dicken, attraktiv gemusterten Stoff gepolstert, der an schweren Samt erinnerte. Die Aufhängung kam ohne Stabilisatorstreben aus, um die Vorzüge der Konstruktion nicht zu schmälern, die den SEAT 132 so komfortabel machte. Auf der Rückbank war genug Platz für drei Personen, mit viel Fußraum und einer Mittelarmstütze. Zudem waren Leseleuchten, Haltegriffe am Dachhimmel und Armstützen in den Türen vorhanden. Die Ausstattung war zwar umfangreich, aber schlicht und nicht zu prätentiös – bis auf das Armaturenbrett mit einem Echtholzfurnier aus Walnuss.

Mit seinen in die Türen eingelassenen Griffen und dem schönen Felgendesign ohne Radkappen war der SEAT 132 von außen so stilvoll, dass man ihm eine unzureichende Schutzfunktion der Stoßfänger unterstellte: Die Fachpresse bezeichnete ihn als hübsche Gummileiste. In der Ausführung als 2200 Diesel aus dem Jahr 1978 war der SEAT 132 der zweitteuerste Pkw auf dem spanischen Markt und zugleich der leistungsstärkste spanische Diesel.

Die Geschichte der SEAT Flagschiffe

SEAT Exeo: der perfekte Wiedereinstieg

Als 1980 die Produktion des 132 eingestellt wurde, ließ SEAT das Mittelklassesegment zunächst hinter sich. Erst 2008 fiel der Entschluss zum Wiedereinstieg. Das neue Modell sollte ebenfalls einen längs eingebauten Motor haben, jedoch dieses Mal eine größere Bandbreite an Aggregaten und Getrieben bieten. Letztendlich standen drei Benzinmotoren mit 102, 150 und 200 PS zur Auswahl sowie drei 2.0-TDI-Dieselmotoren, die 120, 143 und 170 PS leisteten. Der SEAT Exeo war robust gebaut und hatte moderne Sicherheitsfunktionen sowie ein exzellentes Handling dank der Mehrlenker-Hinterachse zu bieten. Das Fahrzeug bot neben Laufruhe und souveräner Handhabung einen komfortablen Charakter und ein ganz neues Fahrerlebnis.

Der SEAT Exeo punktete mit seinem attraktiven Preis ebenso wie mit seiner hervorragenden Ausstattung: Auf der Fahrerseite gab es beispielsweise ein Knie-Airbag. Auch Komfort war ein wichtiger Aspekt. Hier ist vor allem das Solar-Schiebedach zu erwähnen: Beim Abstellen des Fahrzeugs in der Sonne wurde die Lüftung durch den vom Sonnendach erzeugten Strom aktiviert. Der Innenraum konnte so heruntergekühlt werden. Die Klimaanlage wurde entlastet und die Starterbatterie des Fahrzeugs geschont.

Über die Jahre erfuhr die Modellreihe viele Anpassungen und Verbesserungen. 2009 kam unter dem Namen SEAT Exeo ST, ein Akronym für SportsTourer, die Kombivariante auf den Markt. Ab diesem Zeitpunkt bezeichneten die beiden Buchstaben auch die Kombiversionen des SEAT Ibiza und SEAT Leon. 2010 wurde die Motorenpalette durch zwei 1.8-TSI-Varianten mit 120 und 160 PS erweitert, die den 1.8-Turbomotor mit fünf Ventilen pro Zylinder ersetzten, während der 2.0 TFSI mit seinen 211 PS für bis dahin ungewohnt sportliche Fahrleistungen sorgte. 2011 wurde die Optik des SEAT Exeo überarbeitet: Er erhielt neue Scheinwerfer mit einer LED-Lichtleiste, einen neuen Kühlergrill und ein neues Felgendesign. Die 2012 eingeführte Ecomotive-Variante punktete mit einem Verbrauch von nur 4,5 Litern. Die Baureihe wurde schließlich Mitte 2013 eingestellt.

Vom SEAT 1500 zum Fullsize-SUV Tarraco

SEAT Tarraco: ein SUV für neue Kundenwünsche

In der Folge brach die große Zeit der SUVs an. Schon kurz nach dem Marktstart des Kompakt-SUVs SEAT Ateca im Frühjahr 2016 wurde schnell klar, dass die Kunden geräumige Fahrzeuge mit großem Kofferraum, reichlich Komfortausstattung und höchsten Sicherheitsstandards möchten. Dies war die Geburtsstunde des SEAT Tarraco, der bis heute eines der großen Standbeine des spanischen Autoherstellers darstellt. Das Fahrzeug ist ein großer SUV, der alle Eigenschaften mitbringt, nach denen die Kunden auch noch im Jahr 2020 verlangen.

Natürlich bietet er auch die Dynamik und die Emotion des typischen SEAT Designs: Felgen mit bis zu 20 Zoll Durchmesser, ein großzügiger Innenraum mit fünf oder gar sieben Sitzen, dabei aber ein überschaubares Gewicht ab 1.599 Kilogramm. Der SEAT Tarraco steht für ein aufregendes Fahrgefühl – ganz gleich, ob sich der Käufer für einen der Benziner mit 150 bis 190 PS oder den Diesel, der von 150 bis 200 PS leistet, entscheidet. Die Kunden können zudem zwischen Handschaltung und 7-Gang-DSG sowie zwischen Vorderantrieb und dem Allradantrieb 4Drive wählen. Alternativ ist mit dem vor Kurzem eingeführten SEAT Tarraco FR auch eine sportliche Ausführung verfügbar: ein hochgradig digitalisiertes und vernetztes Fahrzeug mit unverwechselbarem Innendesign, hochwertiger Standardausstattung und einer breiten Palette an Motor-Getriebe-Kombinationen. Seine Full-LED-Scheinwerfer stehen ganz in der Tradition einer Marke, über die es in den Kritiken über den SEAT 1500 bereits in den 1960er Jahren hieß: „Exzellente Beleuchtung, so wie immer bei dieser Marke.“

SEAT Fullsize-SUV Tarraco